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CSRD im Mittelstand

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist ein bedeutender Schritt in Richtung mehr Transparenz und Verantwortung im Unternehmenssektor. In diesem Artikel wird untersucht, wie KMUs sich auf die neuen Anforderungen vorbereiten können und welche Strategien ihnen dabei helfen, die CSRD erfolgreich umzusetzen.

M. Rudingsdorfer

Jun 2, 2025

Nachhaltiges Unternehmen

Was ist die CSRD?

Die CSRD ist eine europäische Richtlinie, die darauf abzielt, die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zu verbessern. Sie erweitert die bestehenden Anforderungen der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und legt fest, dass Unternehmen umfassendere Informationen über ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen bereitstellen müssen. Dies betrifft nicht nur große Unternehmen, sondern auch viele KMUs.

Die CSRD ist Teil eines umfassenderen europäischen Ansatzes zur Förderung von nachhaltigem Wirtschaften und zur Bekämpfung des Klimawandels. Die Richtlinie berücksichtigt die zunehmenden Anforderungen der Gesellschaft an Unternehmen, Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft zu übernehmen. Daher wird erwartet, dass die CSRD nicht nur die Transparenz erhöht, sondern auch einen positiven Einfluss auf das Verhalten der Unternehmen hat, indem sie nachhaltige Innovationen und Praktiken fördert.

Ziele der CSRD

Die Hauptziele der CSRD sind die Förderung von Transparenz, die Verbesserung der Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten und die Unterstützung von Investoren bei der Entscheidungsfindung. Unternehmen sollen dazu angeregt werden, nachhaltige Praktiken zu implementieren und ihre Fortschritte regelmäßig zu dokumentieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der CSRD ist die Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie. Unternehmen werden ermutigt, nicht nur ihre aktuellen Praktiken zu berichten, sondern auch ihre langfristigen Ziele und Strategien zur Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsleistung darzulegen. Dies kann dazu beitragen, das Vertrauen der Stakeholder zu stärken und die Marktposition der Unternehmen zu verbessern, indem sie als Vorreiter in der nachhaltigen Entwicklung wahrgenommen werden.

Wer ist betroffen?

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) steht an einem Wendepunkt. Sie betrifft grundsätzlich alle Unternehmen, die bestimmte Größenkriterien erfüllen. Nach den derzeit noch gültigen Bestimmungen müssen große Unternehmen mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen: eine Bilanzsumme von über 25 Millionen Euro, Nettoumsatzerlöse von mehr als 50 Millionen Euro oder mehr als 250 Beschäftigte. Darüber hinaus umfasst die Richtlinie auch kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die eine Bilanzsumme zwischen 450.000 und 5 Millionen Euro, Umsätze zwischen 900.000 und 10 Millionen Euro oder maximal 50 Beschäftigte aufweisen.Doch die Dynamik rund um die CSRD hat sich in diesem Jahr deutlich beschleunigt. Im Rahmen der Omnibus-Initiative der EU wird derzeit über tiefgreifende Anpassungen der Anwendungskriterien beraten.

Die Europäische Kommission hatte bereits im Februar 2025 Vorschläge vorgelegt, die eine deutliche Entlastung kleinerer Unternehmen vorsehen. Künftig sollen nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden UND entweder einem Umsatz von über 50 Millionen Euro ODER einer Bilanzsumme von über 25 Millionen Euro berichtspflichtig sein. Damit würde sich der Anwendungsbereich der CSRD um rund 80 Prozent verkleinern – insbesondere kapitalmarktorientierte KMU würden aus der unmittelbaren Berichtspflicht herausfallen.Anfang Oktober 2025 hat das Europäische Parlament über diese Anpassungen abgestimmt und mit klarer Mehrheit zugestimmt. Damit folgt das Parlament weitgehend dem Kurs der Kommission und sendet ein starkes Signal zugunsten administrativer Entlastung. Der Ministerrat muss den Änderungen im weiteren Verlauf des Herbstes noch formal zustimmen, bevor sie in Kraft treten können. Bereits beschlossen bleibt hingegen der sogenannte „Stop-the-Clock“-Mechanismus, der seit April 2025 eine zweijährige Verschiebung der Berichtspflichten vorsieht.

Derzeit fallen sowohl große Unternehmen als auch KMU in den Geltungsbereich der CSRD. Viele Unternehmen, die bisher ausgenommen waren, wurden so erstmals berichtspflichtig. Mit den beschlossenen Änderungen könnte sich dieser Kreis nun jedoch wieder deutlich verkleinern. Dennoch gilt: Der indirekte Druck bleibt bestehen. Selbst wenn kleinere Unternehmen künftig formal nicht mehr berichten müssen, werden sie durch Lieferkettenanfragen, ESG-Due-Diligence und regulatorische Erwartungen ihrer Geschäftspartner weiterhin stark eingebunden sein.Gerade deshalb bleibt die Einbeziehung von KMUs in den Nachhaltigkeitskontext zentral. Diese Unternehmen spielen eine Schlüsselrolle für die ökologische und soziale Transformation auf lokaler Ebene. Eine professionelle ESG-Strategie schafft nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern stärkt auch Glaubwürdigkeit, Transparenz und Wettbewerbsfähigkeit. Ob mit oder ohne formale Berichtspflicht – die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit wird zu einem entscheidenden Differenzierungsfaktor im europäischen Mittelstand.

Die Herausforderungen für KMUs

Die Einführung der CSRD bringt für KMUs eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Viele dieser Unternehmen haben möglicherweise nicht die Ressourcen oder das Know-how, um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Dies kann zu Unsicherheiten und Ängsten führen, insbesondere wenn es um die Umsetzung der Berichtspflichten geht.

Ressourcenmangel

Ein häufiges Problem bei KMUs ist der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen. Viele kleine Unternehmen verfügen nicht über spezielle Abteilungen für Nachhaltigkeit oder Compliance, was die Umsetzung der CSRD erschwert. Oftmals müssen bestehende Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben übernehmen, was zu Überlastung führen kann.

Wissen und Expertise

Ein weiteres Hindernis ist der Mangel an Wissen und Expertise im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Viele KMUs sind sich der Anforderungen der CSRD nicht bewusst oder haben Schwierigkeiten, die notwendigen Daten zu sammeln und auszuwerten. Dies kann dazu führen, dass sie die Fristen nicht einhalten oder unzureichende Berichte erstellen.

Zusätzlich ist es wichtig zu beachten, dass viele KMUs in einem wettbewerbsintensiven Umfeld agieren, in dem sie sich gegen größere Unternehmen behaupten müssen. Diese größeren Firmen haben oft die Mittel, um externe Berater zu engagieren, die ihnen bei der Umsetzung der CSRD helfen können. KMUs hingegen müssen kreative Lösungen finden, um ihre Berichterstattung zu optimieren, sei es durch die Nutzung von Software-Tools oder durch den Austausch von Best Practices mit anderen Unternehmen in ähnlichen Situationen.

Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Notwendigkeit, die Mitarbeiter in den Prozess der Nachhaltigkeitsberichterstattung einzubeziehen. Schulungen und Workshops können helfen, das Bewusstsein für die Bedeutung der CSRD zu schärfen und die Mitarbeiter zu motivieren, aktiv an der Umsetzung der neuen Anforderungen mitzuwirken. Dies fördert nicht nur das Verständnis, sondern kann auch zu innovativen Ideen führen, wie das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele effektiver erreichen kann.

Strategien zur Vorbereitung auf die CSRD

Um den Herausforderungen der CSRD zu begegnen, können KMUs verschiedene Strategien verfolgen. Eine proaktive Herangehensweise kann helfen, die Anforderungen besser zu verstehen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

Schulung und Weiterbildung

Eine der ersten Maßnahmen, die KMUs ergreifen sollten, ist die Schulung ihrer Mitarbeiter. Durch gezielte Weiterbildungsprogramme können Mitarbeiter das notwendige Wissen über Nachhaltigkeitsberichterstattung und die spezifischen Anforderungen der CSRD erwerben. Dies kann durch Workshops, Webinare oder die Zusammenarbeit mit externen Experten geschehen.

Zusätzlich könnten Unternehmen Mentoring-Programme einführen, bei denen erfahrene Mitarbeiter ihr Wissen an jüngere Kollegen weitergeben. Solche Programme fördern nicht nur das Lernen, sondern stärken auch den Teamgeist und die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens. Außerdem könnten KMUs von der Teilnahme an branchenspezifischen Konferenzen profitieren, um sich über die neuesten Trends und Best Practices in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu informieren.

Datenmanagement und -analyse

Ein effektives Datenmanagement ist entscheidend für die Umsetzung der CSRD. KMUs sollten Systeme und Prozesse einführen, um relevante Daten zu sammeln und zu analysieren. Dies kann durch den Einsatz von Softwarelösungen erfolgen, die speziell für die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt wurden. Eine saubere Datenbasis ist unerlässlich, um fundierte Entscheidungen treffen und transparente Berichte erstellen zu können.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass KMUs regelmäßig ihre Datenqualität überprüfen und sicherstellen, dass die gesammelten Informationen aktuell und genau sind. Dies kann durch interne Audits oder externe Überprüfungen geschehen. Ein transparenter Datenmanagementprozess trägt nicht nur zur Einhaltung der CSRD-Anforderungen bei, sondern verbessert auch das Vertrauen der Stakeholder in die Unternehmensberichterstattung.

Stakeholder-Engagement

Das Engagement von Stakeholdern ist ein weiterer wichtiger Aspekt. KMUs sollten den Dialog mit ihren Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten suchen, um deren Erwartungen und Anliegen in Bezug auf Nachhaltigkeit zu verstehen. Dies kann helfen, die Berichterstattung relevanter und zielgerichteter zu gestalten.

Best Practices von KMUs

Einige KMUs haben bereits erfolgreich Maßnahmen ergriffen, um sich auf die CSRD vorzubereiten. Diese Best Practices können anderen Unternehmen als Inspiration dienen.

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Fallstudie: Ein KMU im Bereich Lebensmittelproduktion

Ein kleines Unternehmen in der Lebensmittelproduktion hat frühzeitig erkannt, dass die CSRD Auswirkungen auf seine Geschäftstätigkeit haben wird. Es hat ein internes Team gebildet, das sich mit den Anforderungen der CSRD auseinandersetzt. Durch regelmäßige Schulungen und die Implementierung eines digitalen Berichterstattungssystems konnte das Unternehmen seine Daten effizienter verwalten und die Berichterstattung optimieren. Zusätzlich hat das Unternehmen begonnen, seine Lieferkette zu analysieren, um sicherzustellen, dass alle Zulieferer ebenfalls nachhaltige Praktiken anwenden. Dies hat nicht nur dazu beigetragen, die Transparenz zu erhöhen, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher in die Marke zu stärken. Das Unternehmen hat auch lokale Bauern in die Produktion eingebunden, was nicht nur die Umweltbelastung reduziert, sondern auch die lokale Wirtschaft unterstützt.

Fallstudie: Ein KMU im Dienstleistungssektor

Ein Dienstleistungsunternehmen hat einen anderen Ansatz gewählt. Es hat sich mit einem externen Berater zusammengetan, um eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Durch die Zusammenarbeit mit Experten konnte das Unternehmen nicht nur die Anforderungen der CSRD erfüllen, sondern auch seine Marktposition stärken und neue Kunden gewinnen.

Die Rolle von Technologie

Technologie spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der CSRD. KMUs können moderne Tools und Softwarelösungen nutzen, um ihre Berichterstattung zu automatisieren und zu optimieren. Dies kann nicht nur Zeit sparen, sondern auch die Genauigkeit der Berichte erhöhen.

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Softwarelösungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung

Es gibt mittlerweile zahlreiche Softwarelösungen, die speziell für die Bedürfnisse von KMUs entwickelt wurden. Diese Tools ermöglichen es Unternehmen, ihre Daten zu sammeln, zu analysieren und Berichte zu erstellen, die den Anforderungen der CSRD entsprechen. Die Nutzung solcher Software kann den Prozess erheblich vereinfachen und die Effizienz steigern.

Digitale Plattformen für den Austausch von Best Practices

Zusätzlich zu Softwarelösungen können KMUs von digitalen Plattformen profitieren, die den Austausch von Best Practices und Erfahrungen fördern. Solche Plattformen bieten eine wertvolle Gelegenheit, von anderen Unternehmen zu lernen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Fazit

Die CSRD stellt KMUs vor neue Herausforderungen, bietet jedoch auch Chancen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitspraktiken und zur Stärkung der Marktposition. Durch proaktive Maßnahmen wie Schulungen, effektives Datenmanagement und den Einsatz von Technologie können KMUs die neuen Berichtspflichten erfolgreich umsetzen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit den Anforderungen auseinanderzusetzen und die richtigen Schritte zu unternehmen, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

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Die Vorbereitung auf die CSRD ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern auch eine Möglichkeit für KMUs, sich als verantwortungsvolle Akteure im Markt zu positionieren. Indem sie Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsstrategien integrieren, können sie nicht nur ihre Reputation verbessern, sondern auch langfristigen Erfolg sichern.

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